»Oh, zerbrecht Euch doch nicht den Kopf, meine Liebe!« sagte Desgray in seinem trägen Ton. »Wenn er wiederkäme . nun ja, wenn er wiederkäme, würde er, soweit ich diesen Mann kenne, Euch zunächst einmal eine hübsche Tracht Prügel verabfolgen. Alsdann würde er Euch in seine Arme nehmen und Euch so liebhaben, daß Ihr um Gnade winselt. Danach würdet Ihr beide Euch nach einem ruhigen Fleckchen Erde umsehen, um dort auf Eure goldene Hochzeit zu warten. Beruhigt Euch, mein Engel. Und geht Euren Weg weiter.«
»Ist es nicht wunderlich, Desgray, daß ich die Hoffnung nicht in mir ersticken kann, ihn eines Tages wiederzusehen? Es ist behauptet worden, daß ... nicht er es gewesen sei, den man auf der Place de Grève verbrannt habe.«
»Hört nicht auf Schwätzereien«, sagte er hart. »Man neigt immer dazu, ein außergewöhnliches Wesen mit einem Kranz von Legenden zu umgeben. Er ist tot, Angélique. Gebt Euch keinen törichten Hoffnungen mehr hin, das nutzt die Seele ab. Blickt nach vorn und heiratet Euren kleinen Marquis.«
Sie erwiderte nichts. Ihr Herz wurde von einem maßlosen, kindlichen Schmerz gepeinigt.
»Ich kann nicht mehr!« stöhnte sie. »Ich bin zu traurig. Umarmt mich, Desgray!«
»Oh, diese Frauen!« brummte er. »Sie erzählen einem von ihrer größten Liebe, von einem einzigartigen Wesen. Und im nächsten Augenblick bitten sie einen, sie zu umarmen. Was für eine Sippschaft!«
Ein wenig brutal streifte er die Ärmel ihres Mieders bis zu den Ellbogen hoch, und sie spürte, wie seine behaarten Hände unter ihre Achseln glitten, deren heimliche Wärme er zu genießen schien.
»Ihr seid verteufelt appetitanregend, das kann ich nicht leugnen, aber ich werde Euch nicht umarmen.«
»Weshalb?«
»Weil ich Besseres zu tun habe, als Euch zu lieben. Und wenn ich Euch einmal genommen habe, so nur, um Euch einen Dienst zu erweisen. Ihr hattet meinen Seelenfrieden einmal zuviel strapaziert.«
Langsam zog er seine Hände zurück, wobei er sich die Zeit nahm, unterwegs über ihre Brüste zu streichen.
»Grollt mir nicht, meine Schöne, und gedenkt meiner ... zuweilen. Ich werde es Euch danken. Viel Glück, Marquise der Engel!«
Schon zu Anfang hatte Philippe ihr gesagt, daß die Hochzeit auf Schloß Plessis stattfinden würde. Es lag ihm nichts daran, die Zeremonie sonderlich prunkvoll zu gestalten. Das paßte vortrefflich zu Angéliques Absichten, denn es gab ihr die Möglichkeit, das berüchtigte Kästchen unauffällig aus seinem Versteck zu holen. Manchmal brach ihr der kalte Schweiß aus, wenn sie sich fragte, ob es sich wohl noch am gleichen Platz befinde, im Ziertürmchen des Schlosses. Wenn jemand es nun entdeckt hatte? Aber das war wenig wahrscheinlich. Wer konnte schon auf den Gedanken gekommen sein, sich auf einer Dachrinne herumzutreiben, die kaum für ein Kind breit genug war, und in das Innere eines Türmchens von so harmlosem Aussehen zu spähen? Und sie wußte, daß im Laufe der letzten Jahre am Schloß Plessis keinerlei bauliche Veränderungen vorgenommen worden waren. Es bestand also alle Aussicht, daß sie den Einsatz für ihren Triumph an seinem Platz vorfinden würde. Am Tage der Hochzeit würde sie ihn Philippe übergeben können. Die Vorbereitungen für die Abreise nach dem Poitou verursachten eine Folge unruhiger Tage. Man nahm Florimond und Cantor samt ihrem ganzen »Hofstaat« mit: Barbe, Javotte, Flipot, Leichtfuß, die Hunde, den Affen, die Papageien. Mit den Koffern und der Dienerschaft wurden eine Kutsche und zwei Wagen benötigt. Daran sollte sich Philippes Gefolge anschließen.
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