»Eure Hoheit möge mir verzeihen, aber ich weiß, daß Ihr über alle Vorgänge bei Hof auf dem laufenden seid. Ist es Euch nicht zu Ohren gekommen, daß mein Gatte in der Bastille ist?«
Die Prinzessin schien ehrlich überrascht und bewegt.
»In der Bastille? Ja, was für ein Verbrechen hat er denn begangen?«
»Eben das weiß ich nicht, und ich setze große Hoffnungen auf Euch, Hoheit, daß Ihr mir bei der Lösung dieses Rätsels behilflich seid.«
Sie berichtete von den Ereignissen in Saint-Jean-de-Luz und dem mysteriösen Verschwinden des Grafen Peyrac. Die am Palais in Saint-Paul angebrachten Siegel bewiesen deutlich, daß seine Entführung auf eine Verfügung der Justizbehörden zurückgehe, aber das Geheimnis werde streng gehütet.
»Laßt uns ein wenig überlegen«, sagte Mademoiselle de Montpensier. »Euer Gatte hatte Feinde - wie jedermann. Wer könnte wohl nach Eurer Ansicht darauf aus sein, ihm zu schaden?«
»Mein Gatte stand sich mit dem Erzbischof von Toulouse nicht sonderlich gut. Aber ich glaube nicht, daß Seine Eminenz etwas gegen ihn vorbringen konnte, was das Eingreifen des Königs gerechtfertigt hätte.«
»Vielleicht hat Graf Peyrac jemanden vor den Kopf gestoßen, der einen starken Einfluß auf Seine Majestät ausübt? Ich erinnere mich da an einen gewissen Vorfall, meine Liebe. Monsieur de Peyrac hat einmal meinem Vater gegenüber eine ungewöhnliche Halsstarrigkeit an den Tag gelegt, als dieser sich in Toulouse als Statthalter des Languedoc vorstellte. Oh, mein Vater hat es ihm nicht nachgetragen, und außerdem ist er tot. Mein Vater war nicht neidisch, wenn er auch seine Zeit mit dem Aushecken von Komplotten verbrachte. Ich habe diese Leidenschaft geerbt, das gebe ich zu, und deshalb bin ich beim König nicht eben gut angeschrieben. Er ist ein so argwöhnischer junger Mann . Ach, da fällt mir ein, könnte Monsieur de Peyrac am Ende nicht den König selbst vor den Kopf gestoßen haben?«
»Mein Gatte ist kein Mensch, der sich in Schmeicheleien ergeht. Gleichwohl empfand er Achtung vor dem König. Hat er sich nicht bemüht, ihm gefällig zu sein, als er ihn in sein Haus in Toulouse einlud?«
»Oh, welch ein herrliches Fest«, erinnerte sich Mademoiselle begeistert und schlug die Hände zusammen. »Die kleinen Vögelchen, die von einem mächtigen Felsen aus Zuckerwerk aufflogen .! Aber ich habe mir auch sagen lassen, daß der König über das alles ein wenig gereizt war. Genau wie damals bei diesem Monsieur Fouquet in Vaux-le-Vicomte. All diese großen Herren sind sich nicht bewußt, daß der König, mag er auch lächeln, sich insgeheim darüber ärgert, wenn seine eigenen Untertanen ihn mit ihrem Prunk zu überstrahlen versuchen.«
»Ich kann nicht glauben, daß Seine Majestät von so kleinlicher Gesinnung ist.«
»Der König wirkt gutmütig und ehrenhaft, ich gebe es zu. Aber wie dem auch sei, er erinnert sich immer der Zeit, als die Fürsten ihn noch bekriegten. Ich habe es auch getan, ich weiß eigentlich nicht mehr, weshalb. Kurzum, Seine Majestät mißtraut all denen, die den Kopf ein wenig zu hoch erheben.«
»Mein Gatte hat niemals versucht, gegen den König zu intrigieren. Er ist stets ein ergebener Untertan gewesen und hat allein ein Viertel der gesamten Steuern des Languedoc gezahlt.«
Mademoiselle de Montpensier versetzte ihr einen freundschaftlichen kleinen Schlag mit dem Fächer.
»Wie feurig Ihr ihn verteidigt! Ich gestehe, daß sein Anblick mich ein wenig erschreckte, aber als ich mich in Saint-Jean-de-Luz mit ihm unterhielt, begann ich zu begreifen, warum er solchen Erfolg bei den Frauen hat. Weint nicht, Liebe, man wird Euch Euren verführerischen großen Hinkefuß zurückgeben, und müßte ich den Kardinal selbst ins Gebet nehmen und mich dabei wie üblich in die Nesseln setzen!«
Ein wenig aufgemuntert, trennte sich Angélique von der Grande Mademoiselle. Man war übereingekommen, daß diese sie benachrichtigen würde, sobald sie verläßliche Auskünfte bekommen hätte. Um sich ihrer Freundin gefällig zu erweisen, willigte die Prinzessin ein, sich um den kleinen Giovanni zu kümmern und ihn in ihre Kapelle aufzunehmen, bis sich die Gelegenheit ergeben würde, ihn Baptiste Lully, dem Hofkomponisten des Königs, vorzustellen.
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