»Gontran«, sagte sie in bestimmtem Ton, »du wirst mich zu den >Drei Mohren< geleiten.«

Van Ossel riet, die Nacht oder zumindest den Abend abzuwarten, der die Gesichtszüge verwischt. Was für Erfahrungen mochte er inmitten all der Dramen und Intrigen dieses Palastes gesammelt haben, deren Echo zugleich mit seinen adligen Modellen seine Staffelei umschwirrte?

Mariedje lieh Angélique eines ihrer Kleider mit einem Mieder aus gewöhnlichem Leinen und schlang ihr ein schwarzes Seidentuch um den Kopf, wie es die einfachen Frauen aus dem Volke trugen. Angélique machte der kurze Rock, der knapp bis zu den Knöcheln reichte, ordentlich Spaß. Wie bequem würde sie sich in ihm in den Straßen von Paris bewegen können.

Der seidene Mantel wurde zusammengefaltet in einen Korb gelegt. Angélique überließ Mariedje das Kleid aus grünem Satin, das die Holländerin trotz seines kläglichen Zustands begeisterte. Sie übergab ihr auch ihre beiden Diamantohrringe und bat, man möge sie den Komödianten aushändigen, die sie gerettet hatten.

Als sie in Begleitung Gontrans den Louvre durch die kleine Tür verließ, die man die Wäscherinnenpforte nannte, weil den ganzen Tag über die Wäscherinnen der fürstlichen Häuser durch sie auf dem Weg von der Seine zum Palast ein und aus gingen, glich sie eher einer am Arm ihres Ehemanns hängenden adretten kleinen Handwerkersfrau als einer großen Dame, die noch am Tag zuvor mit dem König gesprochen hatte. jenseits des Pont-Neuf schillerte die Seine im matten Glanz der letzten Sonnenstrahlen. Die Pferde, die zur Tränke geführt wurden, schritten bis zur Brust ins Wasser und schüttelten sich wiehernd. Mit duftendem Heu beladene Kähne reihten sich in langer Kette längs dem Ufer auf. Ein aus Rouen kommendes Marktschiff lud seine aus Soldaten, Mönchen und Ammen bestehenden Fahrgäste aus.

Die Glocken läuteten das Angelus. Die Oblaten-und Strudelverkäufer liefen mit ihren von weißen Tüchern bedeckten Körben durch die Straßen und ermunterten die Spieler in den Schenken zum Kauf.

»Heda! Kommt zum Oblatenmann, wenn euch beim Spiel das Geld zerrann! Oblaten! Oblaten! Kosten keinen Dukaten!«

Eine Kutsche rollte vorrüber, der Läufer und Hunde vorauszogen.

Der Louvre, massig und unheildrohend, vom nahenden Abend veilchenblau angehaucht, streckte unter dem roten Himmel seine endlose Galerie aus.

Ein wüstes Grölen drang aus der Schenke, deren über dem Eingang hängendes Schild drei Mohren zeigte.